„Historische Stunde der Versammlung“

Hiddingen, 17.02.2023 (jh). Fast 1.100 Tage ist die letzte Mitgliederversammlung der Ortsfeuerwehr Hiddingen inzwischen her gewesen. Endlich konnte Ortsbrandmeister Christian Görse seine Kameraden wieder zur Jahreshauptversammlung ins Gasthaus Röhrs einladen.
Um 19:30 Uhr eröffnet er gemeinsam mit seinem Stellvertreter Hannes Hartmann die Sitzung und begrüßt die zahlreich erschienenen Kameradinnen und Kameraden seiner Ortswehr. Dieses Mal zum ersten Mal dabei: die Kameradinnen und Kameraden der ehemaligen Ortsfeuerwehr Schwitschen.

Als Gäste darf er ebenfalls Bürgermeister André Lüdemann, Stadtbrandmeister Kai-Olaf Häring, Feuerwehrausschussvorsitzenden Jan Husmann, Ortsbürgermeister Michael Senkbeil, Ortsvorsteher von Drögenbostel Michael Meyer sowie Hauptkommissar Stefan Spillner begrüßen.

Zu Beginn der Versammlung stellt Görse die Beschlussfähigkeit fest und merkt an, dass auch die 14 aus Schwitschen neu nach Hiddingen gekommenen Kameradinnen und Kameraden bereits voll stimmfähig sind, da sie bereits im Vorwege durch das Ortskommando aufgenommen worden seien.
Im Anschluss bittet er die Versammlung sich von den Plätzen zu erheben. Seit der letzten Versammlung am 21.02.2020 musste die Ortsfeuerwehr leider von sechs Kameraden Abschied nehmen. Drei von ihnen waren mehr als 70 Jahre Mitglied der Ortsfeuerwehr Hiddingen.

Neu ist, dass das gemeinsame Rouladen-Essen bereits jetzt genossen wird, damit die leeren Bäuche der Kameradinnen und Kameraden nicht bis rund 22 Uhr ausharren müssen.
Nach dem gemeinsamen Essen und der Verlesung der letzten Niederschrift beginnt Görse mit seinem Bericht über die vergangenen drei Jahre.
Er berichtet von abwechslungsreichen Jahren für die Ortsfeuerwehr. Auch Hiddingen musste durch die Corona Pandemie so gut wie alle Dienste und sonstigen Termine absagen. Die Einsatzbereitschaft war jedoch unter Berücksichtigung der geltenden Auflagen nie gefährdet gewesen.
Görse zeigt ein paar Zahlen zu seiner Ortswehr auf: Am 01.01.2020 hatte die Ortswehr 41 Aktive. Zum Stand 31.12.2022 sind es nun 53. 
Dies hängt mit der Auflösung der benachbarten Ortsfeuerwehr Schwitschen zusammen. 14 aktive Kameradinnen und Kameraden seien nach Hiddingen gewechselt. Görse dankt dem ehemaligen stv. Ortsbrandmeister Schwitschens, Malte Beutner, für die gute Zusammenarbeit. Nur dieser sei es zu verdanken, dass jetzt so viele Schwitscher ihren Dienst in Hiddingen weiter leisten.

Der Ortsbrandmeister merkt an, dass die Einsätze der Ortsfeuerwehr mehr und mehr in Richtung Technische Hilfeleistung und Medizinische Hilfe gehen. Es kommt weniger zu Brandeinsätzen. Gerade was die Erste Hilfe angeht, müsse man die Ausbildung verstärken. Auf Vorschlag eines neuen Kameraden sei deshalb ein Rettungsrucksack besorgt worden, der nun auf dem TSF-W Platz gefunden hat. Mit diesem soll am Einsatzort schneller medizinische Hilfe geleistet werden können, sollte der Rettungsdienst erst nach der Feuerwehr eintreffen.
Die Statistik zeigt für die Jahre 2020-2022 acht Brandeinsätze und 33 Technische Hilfeleistungen. Hierunter fallen viele Sturmeinsätze während der letzten Unwetter.
Görse berichtet von Einsätzen die besonders in Erinnerung geblieben sind. Hier exemplarisch die Reanimation eines Kameraden aus Hiddingen, ein brennender PKW am Gebäude in Drögenbostel, die Unwetterbereitschaft im Februar 2022, der Verkehrsunfall bei Drögenbostel bei dem der Fahrer aus seinem Fahrzeug geschleudert wurde und tödlich verletzt wurde sowie die in einem Kartoffelroder eingeklemmte Frau eines Feuerwehrkameraden.
Er weißt darauf hin, dass solche Einsätze immer an die Nerven gehen und man sich nicht scheuen darf in gemeinsamer Runde über das Gesehene zu reden. Die Seelsorge sei nichts wovor man sich scheuen müsste, bevor man selbst in seinen Selbstzweifeln versinkt.

Die Jahre 2021 und 2022 waren geprägt von vielen Sitzungen mit der Stadt sowie der Schwitscher Führung. „Es war teilweise sehr hitzig, aber auch konstruktiv“, so der Ortsbrandmeister in seinem Bericht. Im Großen und Ganzen sei man gar nicht soweit mit den Standpunkten auseinander gewesen, es gab aber teilweise Schwierigkeiten mit der Kommunikation. 

Im letzten Jahr konnte dann wieder normaler an Veranstaltungen teilgenommen werden. So wurde das Osterfeuer ausgerichtet, die Visselhöveder Herbstrallye unterstützt, sich beim 60 Jährigen Jubiläum der Reservistengemeinschaft auf dem Marktplatz präsentiert oder das 100 Jährige Jubiläum mit dem Schützenverein nachgeholt.
Erwähnen möchte Görse auch die Arbeit des Versorgungszuges der Kreisfeuerwehrbereitschaft, welche sich u.a. bei zwei Kreisfeuerwehrbereitschaftsübungen wieder bewährt hat. Insgesamt wurden hierbei 330 Stunden ehrenamtlicher Dienst geleistet, wobei der Hiddinger Anteil 268 Stunden betrug.

Bedanken möchte sich Christian Görse ganz besonders bei seinem Stellvertreter Hannes Hartmann. Eigentlich sollte Hannes langsam in den Dienst reinkommen, Christians Arbeitsunfall habe Hannes dann aber ins kalte Wasser geschmissen. Er musst bereits kurz nach seiner Vereidigung für mehrere Monate die Ortswehr führen. „Er habe die Feuerwehr Hiddingen aber SEHR gut vertreten“, so Görse, der sich freut wieder im Dienst sein zu können.
Nach ein paar weiteren Dankesworten schließt Görse seinen Bericht.
Es folgten der Bericht des Kassenwartes sowie die Entlastung dessen sowie des Kommandos.

In Punkt 7 der Versammlung durfte Stadtbrandmeister Kai-Olaf Häring mit seinem Jahresbericht auf Stadtebene fortfahren. Er berichtet von einer anstrengenden Zeit, in der es viel um die Auflösung der Schwitscher Ortswehr ging. Doch solch eine Zusammenlegung funktioniere auch in anderen Ortsfeuerwehren. Zwar sind diese aus anderen Voraussetzungen entstanden, aber auch diese Feuerwehren können gemeinsam guten Dienst leisten.
Er berichtet ebenfalls von den vielen Unwettereinsätzen im Stadtgebiet sowie der gut funktionierenden Stabsarbeit im Rathaus während dieser. Neue Fahrzeuge wurden beschafft und ein Hauptamtlicher Gerätewart eingestellt, der mit seiner 50%-Stelle nun wertvolle Unterstützung in den Feuerwehren leistet.
Auch von der Grundstückssuche für ein neues Feuerwehrhaus für die Hiddinger Ortsfeuerwehr wird berichtet. 
Im Anschluss an seinen Bericht fährt Häring mit den zahlreichen Ernennungen, Beförderungen und Ehrungen in der Ortsfeuerwehr fort.

Gleich sieben Kameraden konnten am Freitag zum Feuerwehrmann ernannt werden: Ali Ahmad Babakarkhil, Luka Lindemann, Justus Kettenburg, Tom Marquardt, Max Müller, Michel Senkbeil und Philipp von Loh. 
Zum Oberfeuerwehrmann wurde nun Hanno Tapken befördert. Zwar hätte er heute, durch seine zahlreichen Lehrgänge in den letzten Jahren, bereits zum Löschmeister befördert werden können, durch die ausgefallenen Versammlungen müssten die anderen Beförderungen jetzt aber erst nachgeholt werden.
Heinrich Gebers und Manuel Bremer sind nun 1. Hauptfeuerwehrmann
Es folgten zahlreiche Ehrungen für lange Mitgliedschaften in der Feuerwehr. Thomas Hartmann, Christian Twiefel, Reiner Thomas, Horst Hogrefe-Herbst und Jürgen Meyer sind 25 Jahre dabei.
Für 50 Jahre Mitgliedschaft erhob sich die Versammlung für Heinz Bahrenburg, Klaus Twiefel, Friedhelm Möhrmann, Volker Baden, Erwin Schröder und Heinrich Helmke.

In Tagesordnungspunkt 9 stand die Namensfindung der Feuerwehr an. Im Ratsbeschluss zur Auflösung der Feuerwehr Schwitschen war vermerkt worden, dass die neue gemeinsame Ortsfeuerwehr in ihrer ersten Versammlung über einen neuen Namen der Ortswehr abstimmen möge.
Görse erklärt, „dass die Frage der Umbenennung der Hiddinger Wehr im Vorfeld heiß diskutiert wurde und es eine Abstimmung unter allen Aktiven durchgeführt werden musste. Das Ergebnis dieser Abstimmung liegt zwar vor, soll aber nicht das Ende der Überlegungen bleiben. Ein Name schaffe Identifikation. Der Wunsch einen gemeinsamen Namen zu finden und zu tragen, in dem auch Schwitschen vorkommt, ist aus Schwitscher Sicht absolut verständlich, aber eben auch ein Einschnitt in die Tradition der Hiddinger Wehr.
Die Namensfindung hat die Politik und als Aufgabe hinterlassen und sie ist deshalb heute auf der Tagesordnung. Was wir als Kommando vermeiden wollen, ist eine simple Wiederholung der Abstimmung vom vorletzten Jahr, die dann vielleicht ein etwas anderes Ergebnis bringt, vermutlich aber in jeden Fall bei manchen Mitgliedern Unmut hinterlässt, der dem Zusammenwachsen nicht förderlich ist. […] Die Zeit der gemeinsamen Dienste beginnt quasi gerade erst und wir sind aktuell dabei, uns kennenzulernen und in den neu gebildeten Gruppen zusammenzuarbeiten.“ 
Angesichts dieser Situation macht Görse den Vorschlag sich darauf zu verständigen, die Entscheidung nicht an diesem Abend zur Abstimmung zu bringen, sondern auf die nächste Versammlung 2024 zu vertagen. Es soll die Zeit genutzt werden, sich gemeinsam gut vorzubereiten, um dann mit voller Überzeugung möglichst der gesamten Wehr den dann vorliegenden Vorschlag des Kommandos zu beraten und darüber abzustimmen.
30 Mitglieder stimmten diesem Vorschlag zu. Acht hätten sich heute über eine Entscheidung gefreut und sechs enthielten sich der Abstimmung.
Damit wurde die Namensfindung auf die Versammlung in 2024 verschoben.

Es folgten die Grußworte der Gäste.
Bürgermeister André Lüdemann freut sich, dass die große Mehrheit dem Vorschlag des Kommandos gefolgt ist. „Ein Zusammenwachsen dauert“, so Lüdemann. Seinen Kindern musste er diesen Abend erklären, warum er sein Sakko anzog und nach Hiddingen fährt. „Ich möchte mich bedanken“, erklärt er ihnen. Er bedankt sich bei der Feuerwehr für die geleisteten Dienste und dafür, dass sie auch ihren Dienst leisten, wenn andere ruhig in ihren Betten liegen. Auch er berichtet kurz von der Grundstückssuche und freut sich auf die Neueröffnung des neuen Feuerwehrhauses in Jeddingen im September diesen Jahres.

Jan Husmann richtet den Dank des Stadtrates für die geleisteten Stunden aus. Er freut sich über so viele neue junge Kameraden. „Ihr habt eine gute Wahl getroffen“.

„Eine besondere Versammlung“ sei diese, so Ortsbürgermeister Michael Senkbeil. Das 1. Mail seien Schwitscher Kameradinnen und Kameraden nicht auf in Schwitschen auf der Mitgliederversammlung. Dies sei kein leichter Schritt und es bedarf eine gute Integration, so Senkbeil. Drögenbostel sei auch bestens integriert worden und die Dörfer werden weiter zusammenwachsen. Nicht nur in Sachen Feuerwehr. Für Schwitschen habe die Feuerwehr viele Aufgaben übernommen. Deshalb sei die Ortswehr nicht einfach loszulassen, erzählt Senkbeil.

Gerne wäre Schwitschen Ortsbürgermeisterin Dagmar Kühnast ebenfalls bei der Versammlung dabei gewesen, eine Erkältung mache ihr aber einen Strich durch die Rechnung. Sie lässt aber durch Ortsbrandmeister Görse ausrichten, dass sie sich sehr über die Einladung gefreit habe, aber leider nicht persönlich anwesend sein kann Sie ist sehr zuversichtlich, dass das Zusammenwachsen gut klappt und ein gutes Miteinander gelingen wird. Man könne sich mit allen Belangen jederzeit an sie und den Schwitscher Ortsrat wenden. 

Drögenbostels Ortsvorsteher Michael Meyer bedankt sich bei Michael Senkbeil für seine Grußworte. Es sei „eine historische Stunde der Versammlung“. Er bedankt sich für die geleisteten Einsätze und die Unterstützung der Ortswehren während der Veranstaltungen in Drögenbostel.

Zu guter Letzt stellte sich Hauptkommissar Stefan Spillner noch einmal den Kameradinnen und Kameraden vor.
Auch er berichtet von belastenden Einsätzen. So war er es, der den Unfall von Ortsbrandmeister Christian Görse live über Funk mitbekam und Christians Angehörigen benachrichtigen musste. „Schluckt es nicht runter“, verdeutlicht Spillner. Die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) sei genau für solche Sitzungen geschaffen worden, damit man nicht alleine mit belastenden Einsätzen umgehen muss. 
Er bedankt sich für die geleisteten Einsätze und muss gestehen, dass nur die Feuerwehren und der Rettungsdienst am Unfallort tatsächlich helfen können.

Im Anschluss an die Grußworte teilt Görse die wichtigsten Termine im Jahr 2023 mit und schließt die Versammlung um kurz nach 22 Uhr.