Dienstbetrieb nach einhundert Jahren eingestellt – Feuerwehrhaus Schwitschen soll historische Standortkennzeichnung bekommen

Schwitschen,17.12.2022 (sk). Dies verkündete Stadtbrandmeister Kai-Olaf Häring unter anderem in seinen Grußworten auf der wohl letzten Versammlung der Ortsfeuerwehr Schwitschen im Schwitscher Haus auf den Tag genau zu ihrem 100-Jährigen Bestehen am Samstagabend.
„Statt eines Zinntellers den man für gewöhnlich bekommen hat zu einem Jubiläum um sich diesen in das Feuerwehrhaus zu hängen, soll das Schwitscher Feuerwehrhaus eine QR-Kennzeichnungstafel bekommen“, so Häring.
Auf dieser Acryltafel soll auf den historischen Hintergrund des Gebäudes und somit der Feuerwehr Schwitschen in Zukunft für alle aufmerksam gemacht werden. Die Idee hierzu kam von den Ortsbrandmeistern und deren Stellvertretern im Stadtgebiet.

Zu der Versammlung und Gedenkfeier des Gründungstages, mit dem nicht wirklich erfreulichen Hintergrund der Schließung der Feuerwehr Schwitschen zum Jahresende, hatte Ortsbrandmeister Henning Vesper geladen. Dieser begrüßte die große Runde von anwesenden Kameraden, den Kreis-, Abschnitts und Stadtbrandmeister, die Ortsbrandmeister der weiteren Visselhöveder Feuerwehren sowie den Visselhöveder Bürgermeister André Lüdemann, Jan Husmann vom Feuerwehrausschuss, Ortsbürgermeisterin Dagmar Kühnast, alle Gönner der Wehr, Abgesandte des Schwitscher Schützenvereins und Nachbarn. Vesper beginnt den Abend mit einer kurzer Zusammenfassung über dieses Jahr.

„So dürfen natürlich auch ein paar wesentliche Zahlen, Daten und Fakten nicht fehlen, welche die Allgemeinheit so ja nicht unbedingt mitbekommt“, verkündete der Ortsbrandmeister. Die Ortsfeuerwehr Schwitschen ist 2022 zu dreizehn Einsätzen alarmiert worden.
„Hiervon entfallen 63 Stunden auf Brandeinsätze und 65 auf technische Hilfeleistung z.B. Tragehilfen, Bäume auf Straße und Ölspuren“, so Vesper. Auch für den allgemeinen und Ausbildungsdienstdienst sind 900 Stunden zusammengekommen.
Für seine Kameraden fand er lobende Worte: „Trotz Auflösung der Wehr zeigten sich die Kameraden, von denen ein Großteil in die Nachbarwehren übertreten wird, auch bei überörtlichen Ausbildungen sehr motiviert“.
So besuchte Laura Röhrs den Atemschutzgeräteträgerlehrgang, Hanna Vesper den Funklehrgang und Malte Beutner den Atemschutzgerätebeauftragter- und Zugführer Lehrgang.
Vesper sicherte den Kameraden zu, sich um das Organisatorische zwischen den Feiertagen zu kümmern und bedankt sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge bei seinen Kameraden. Besonderer Dank ging dabei von ihm an seinem Stellvertreter Malte Beutner, dem er das Wort übergab.

Der stellvertretende Ortsbrandmeister Beutner bestätigt die gute Zusammenarbeit. Dieser bedankt sich ebenfalls bei seinen Kameraden; spricht auch einen herzlichen Dank den Gönnern der Wehr für die vorgegangene Unterstützung aus, bei denen er betonte:
„Nur weil die Ortsfeuerwehr Schwitschen bald nicht mehr existiert, heißt es nicht, dass es beim Brandschutz und der technischen Hilfeleistung im Gebiet Schtwitschen zu Einschränkungen kommt. Hierfür gibt es die georeferenzierte Alarmierung, die je nach Standort des Meldenden über den Notruf 112 direkt die nächstliegenden Einsatzmittel alarmiert.“
„Für die Gönner der Wehr bliebe es natürlich offen der Ortsfeuerwehr Hiddingen oder Visselhövede etwas Gutes zu tun“, so Beutner weiter.
Zu guter Letzt merkte Beutner an, dass: „Was die Begleitung der Schützenumzüge angeht, so ist die Ortsfeuerwehr Hiddingen sicherlich bereit diesen zu begleiten.“

Im weiteren Verlauf der Gedenkfeier zum Gründungstag folgten die Grußworte der Gäste.

Der Visselhöveder Bürgermeister André Lüdemann dankte für die Einladung und merkt an, dass sein Großvater auch in der Feuerwehr Schwitschen war. Lüdemann teilt weiterhin mit, dass dieser heute einen formalen Akt durchführen muss, um den einen keiner beneidet.
So verlas der Bürgermeister die Entlassungsurkunde aus dem Ehrenbeamtenverhältnis zum 31.12.2022 für den Oberlöschmeister und stellvertretenden Ortsbrandmeister Malte Beutner. Kurz darauf folgte die Entlassung des Ortsbrandmeisters und 1. Hauptlöschmeister Henning Vesper aus selbigen. Der Bürgermeister spricht den beiden eine besondere Anerkennung und seinen Dank aus für die geleistete Dienste auch im Namen der Stadt und des Rates.

Die Ortsbürgermeisterin Dagmar Kühnast drückte im Namen aller Schwitscher ebenfalls Ihren Dank aus und merkt an, dass „Henning und Malte vor zwei Jahren die Aufgabe übernommen haben, in einer Zeit in der es nötig war alle zu mobilisieren. Dies ist gelungen und man habe eine tolle Truppe aufgebaut, die immer Einsatzbereit war. „Egal was jetzt ist, der Blick geht nun in die Zukunft.“ Sie richtet, mit Blick zu den anwesenden Schwitscher Kameraden, ihren Dank aus für die geleistete Arbeit und fügt abschließend an:
„Und egal wie die Entscheidung für die Zukunft ist, wir drücken euch die Daumen und wünschen alles Gute!“.

Kreisbrandmeister Peter Dettmer dankte für die Einladung zu diesem Schlüsseltag und überbringt die Grüße der Kreisfeuerwehr Rotenburg. Weiterhin bedankte dieser sich bei den Kameraden, die vor hundert Jahren die Notwendigkeit gesehen haben, für die Anwohner den Brandschutz sicherzustellen. Heute liegen die Herausforderungen derweil zu gut zwei Dritteln in der technischen Hilfeleistung wie z.B. durch Verkehrsunfälle und dem Klimawandel und befürchtet das Letzteres die Feuerwehren noch in Zukunft mehr fordern wird, wenn hier seitens der Menschheit kein Umdenken geschieht. Dettmer merkt ebenfalls an, wie der stellvertretende Ortsbrandmeister Beutner zuvor, dass die Schwitscher Anwohner bei Weitem nicht schutzlos sind. Da, dank der georeferenzierten Alarmierung, die Zeiten bis zum Eintreffen der Feuerwehrkräfte weiterhin im gesetzlichen Rahmen bleiben.
Zum Schluss dankt der Kreisbrandmeister den Schwitscher Kameraden für 100 Jahre Feuerwehr und dem Dienst am Nächsten und wünscht allen Kameraden und deren Familien schon einmal einen guten Rutsch in das neue Jahr.
 
Abschnittsleiter Jürgen Runge kann den auch für ihn schwierigen Moment, rund um das Thema Schließung einer Ortsfeuerwehr nachvollziehen. Er selbst war damals Visselhöveder Stadtbrandmeister, als sich diese Gespräche das erste Mal anbahnten.
„Nun muss man die jetzige Lage hinnehmen, da die Politik bzw. Verwaltung letzten Endes der Entscheidungsträger über die Ortsfeuerwehren ist“, so Runge.
Er lobt die gute Zusammenarbeit der Schwitscher Kameraden mit den Hiddingern und hebt hierbei als Beispiel die Zusammenarbeit mit der Hiddinger Kreisküche hervor, die indes bei allen Kreisübungen und Einsätzen eine sehr gute Versorgung stets sichergestellt hat“, wie Abschnittsleiter Runge (und der Verfasser) aus eigener Erfahrung mit einem Schmunzeln berichten. Er hofft das hier weiterhin Sympathien geschaffen werden.
Abschnittsleiter Jürgen Runge fiel weiterhin die ehrenwerte Aufgabe zu, letztmalig Kameraden in der Ortsfeuerwehr Schwitschen für ihre langjährigen Verdienste im Brandschutz und der technischen Hilfeleistung mit den Feuerwehrehrenzeichen auszuzeichnen:

Löschmeister Kai Kunert für 25 Jahre.
Für die weiteren Kameraden die leider diesen Abend nicht anwesend sein konnten:
Dem vorherigen stv. Ortsbrandmeister Jens Pralle, dem Kameraden Ulrich Röhrs, welcher aufgrund von Notdienst verhindert war.
Weiterhin Werner Köster für sagenhafte 50 Jahre in der Feuerwehr. Die Ehrungen werden im gebürtigen Rahmen nachgeholt.

Zum Abschluss übergaben Kreisbrandmeister Dettmer und Abschnittsleiter Runge ein kleines Präsent an Vesper und Beutner für das 100-jährige Bestehen der Ortsfeuerwehr Schwitschen seitens des Feuerwehrverbandes. Runge merkt scherzhaft an, aufgrund der Aussage des Stadtbrandmeisters Kai-Olaf Häring, dass es kein Zinnteller mehr gibt, sondern ein Glaspokal als Präsent übergeben wird heutzutage. Der Abschnittsleiter wünscht der Schwitscher Altersabteilung und den Aktiven alles Gute für die Zukunft.

Ortsbrandmeister Henning Vesper teilt nach den Ehrungen um langjährige Verdienste im Feuerwehrwesen mit: „Dass der leider heute hier nicht anwesende Kamerad Alfons Klinger mit 102 Jahren die Gründung, auch wenn dieser sich so gesehen nicht daran erinnern kann, und nun auch die Schließung der Feuerwehr Schwitschen miterleben darf.“

Der Vorsitzende des Schwitscher Schützenvereins Cord Bostelmann ist ebenfalls der Einladung gefolgt: „Auch wenn es mit einem lachenden und einem weinenden Auge ist“, so Bostelmann. Er bedankt sich für die immer sehr gute Zusammenarbeit und die gegenseitige Unterstützung. Als Präsent übergab dieser ein Korb mit kleinen Flaschen mit durchsichtigem Inhalt und wünscht der Versammlung trotz der Situation einen schönen Abend.

Zum Schluss überraschten die Kameradinnen Nadine Meyer und Hanna Vesper die Ortsbrandmeisters Beutner und Vesper noch mit jeweils einer selbstgebastelten Bildcollage als Dankeschön für die stetigen Bemühungen in den letzten Jahren. Bei den abschließenden Dankesworten und den letzten Worten zum Abschluss an die Versammlung konnte man merklich wahrnehmen, dass die beiden obersten Führungskräfte zu Tränen gerührt waren und das Reden kurzweilig ein wenig schwerer fiel.

Den Ausklang der letzten Versammlung der Schwitscher Kameraden verbrachten diese mit Ihren Gästen bei einem gemeinsamen ausgiebigen Essen.

Ergänzend ein Bericht zur Schließung der Ortsfeuerwehr Schwitschen seitens der Kreiszeitung:
https://www.kreiszeitung.de/lokales/rotenburg/visselhoevede-ort52324/aus-fuer-die-schwitscher-feuerwehr-zum-jahreswechsel-91989069.html